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Bayerische Meisterschaft am 7. und 8. März 2009 in Eichstätt

 

Wenn Träume platzen …

 

Ins idyllische Eichstätt ging es für acht Athleten des Boxrings Stein am ersten Märzwochenende. Bei der Bayerischen Meisterschaft sollten sie ihr Können unter Beweis stellen. Am Samstag wurden vor allem Halbfinalkämpfe ausgetragen – die ersten drei von den Steiner Jungs.

 

Als erster stieg Ozan Karadogan in den Ring. Zögerlich tastete sich Ozan an seinen Gegner Tobias Kuhn aus Landau heran. Tapfer boxte er sich durch die Runden. Vielleicht etwas ungestüm: Statt auf seine tolle Technik zu setzen und kontrolliert und geduldig auf die Lücken in der Deckung seines Gegenübers zu lauern, rannte er wie aufgescheucht durch den Ring. Durch diese scheinbare Unsicherheit, lassen sich vielleicht auch die zwei Verwarnungen wegen Klammerns erklären, die Ozan hinnehmen musste. Dennoch versuchte Ozan unermüdlich mit Haken und Kombinationen zu Punkten. Auch wenn viele dieser Schläge nur die Deckung des Landauers trafen, konnte unser Ozan trotzdem einige schöne Kopf- und Körpertreffer landen. Doch am Ende reichte es nicht. Zu zögerlich und zu ungenau hatte Ozan gekämpft und so musste er sich mit dem dritten Platz zufrieden geben.

 

Gleich darauf tönte die Ringglocke für Nikita Koller. Dessen Gegenüber Niklas Krieger aus Waldkraiburg konnte zu diesem Zeitpunkt bereits auf 49 Kämpfe Erfahrung zurückblicken. Doch davon lies sich Nikita nicht beeindrucken. Vollen Mutes ging Nikita gegen seinen Gegner vor und konnte einige schöne Treffer setzen. Mit seiner guten Deckung machte er es Niklas schwer. In allen Runden zeigte Nikita Mut und ging bedacht in den Gegner hinein, um sich aber auch rechtzeitig zurückzuziehen. Das war auch nötig, denn der Waldkraiburger schlug viele Innenhände – eine ungemütliche Situation. In der dritten Runde drehte Nikita noch einmal voll auf. Mit Kombinationen, die ihr Ziel, den Kopf des Gegners, auch trafen, zeigte Nikita seine beste Runde. Doch auch der Gegner hatte seine zweite Luft. Der ausgeglichene Kampf ging dennoch zugunsten von Niklas Krieger aus. Auch Nikita musste ohne Medaille nach Hause fahren.

 

Was auch immer sich Onur Köylü vor seinem Kampf gegen Sergej Kiseler aus Landau gedacht hat, es muss etwas sehr motivierendes gewesen sein: Onur zeigte an diesem Samstag seinen vielleicht besten Kampf. Von Anfang an trat Onur an seinen Gegner heran. Seine Reichweite nutzend, konnte Onur viel in der Distanz boxen. Wie beflügelt konnte Onur immer wieder klare Treffer setzen. Schon in der ersten Runde musste Sergej angezählt werden. Auch in der zweiten Runde blieb Onur der aktivere Boxer im Ring. Auch wenn seine Deckung jetzt stellenweise etwas schlechter wurde, konnte Onur seinen Gegner weiter unter Druck setzen und öfters in der Ecke stellen. Es machte sich bezahlt: Genau in dem Moment, in dem Onur den Landauer empfindlich am Kinn traf, so dass dieser kurz zu Boden ging, kam aus der Ecke das Handtuch geflogen. Für Onur bedeutete dies, das Ticket zum Finale.

 

Den fünften Kampf dieses Samstags bestritt Ruslan Jusopow gegen Ensan Maudodi aus Haar. Der Sieger dieses Kampfes sollte der Gegner für Sascha Arsumanjan im Finale werden. Offen ging Ruslan in den Kampf hinein. Die erste Runde beschnupperten sich die beiden Kontrahenten zunächst. Ruslan zeigte sich sehr zurückhaltend und rannte seinem Gegner viel hinterher, statt ihn zu stellen. Dennoch konnte er schon hier einige Treffer austeilen. Ab der zweiten Runde wurde Ruslan dann leider unsauber. Er tauchte viel ab, klammerte und wurde zurückhaltend. Auch in der letzten Runde zeigte sich Ruslan sehr passiv. Statt gerader und effektvoller Schläge, lies sich Ruslan zu Schwingern und einer offenen Deckung verleiten. Um sich dennoch vor den Treffern seines Gegners zu schützen, begann er zu klammern und kassierte prompt eine Verwarnung. Kurz darauf eine zweite wegen eines angeblichen Kopfstoßes. Hätte er doch die Warnungen ernst genommen – nach einer letzten Verwarnung wurde Ruslan disqualifiziert. Der junge Steiner Athlet musste sich also mit dem dritten Platz zufrieden geben.

 

Manuel Wagner aus Regensburg lautete der Name des Gegners von Louis Mandl. Louis ging guten Mutes in die erste Runde und versuchte mit Führhänden und einer guten Deckung den Kampf zu bestimmen. Doch Manuel machte es Louis mit kontrollierten Kombinationen schwer, selbst eigene Treffer anzubringen. Es war als ahnte der Regensburger schon vorher, was Louis sich als nächstes einfallen lassen würde – er war unserem Athleten immer einen Schritt voraus. Für Louis eine wirklich entmutigende Situation. Dazu musste Louis auch einige harte Schläge einstecken. Um den jungen Steiner und seine Gesundheit nicht zu gefährden, beschlossen die Trainer schon in der Ringpause den Kampf zu beenden und warfen mit dem Ringgong das Handtuch.

 

Die Chance auf den Finalkampf – das war Antrieb genug für Marten Arsumanjan, der als nächstes für den Boxring Stein in den Ring stieg. Zunächst hielt er sich gegen seinen Gegner Paul Reschetnikov aus Pocking zurück. Aber nur, um plötzlich vorzugehen und Schlagserien zu setzen. Es war schön anzusehen, wie Marten die Lücken in der gegnerischen Deckung ausmachte und so gute Körpertreffer und Haken anbringen konnte. Klar, musste auch Marten in paar Treffer einstecken. Aber trotzdem erkannte der Ringrichter die Überlegenheit Martens und brach den Kampf noch in der ersten Runde ab. Das Ticket zum Finale hatte Marten also in der Tasche.

 

Patrick Miederer bestritt den letzten Kampf und das erste Finale für den TSV Stein an diesem Samstag. Passiv begann Patrick den Fight gegen Daniel Gross aus Pocking. Immer im Rückwärtsgang versuchte Patrick dennoch, die Lücke auszumachen. Doch seine Schläge verpufften an der Deckung und der Gegenwehr des Gegners. Starkes Nasenbluten schränkte unseren Patrick zusätzlich noch ein. Auch hier beschlossen die Trainer den Kampf durch Aufgabe zu beenden und so Patricks Gesundheit nicht zu gefährden. So kann Patrick immerhin den Titel des Bayerischen Vizemeisters für sich beanspruchen.

Am Sonntag hatten Onur, Marten und Sascha die Chance auf den Meistertitel – alle drei standen im Finale.

Den ersten Kampf musste Onur gegen Bojan Aladzic aus Regensburg bestreiten. Beflügelt vom gestrigen Sieg, versuchte er erneut, mit Haken, Kombinationen und Schlagserien zu punkten – was die Punktrichter leider nicht mitbekamen. Stattdessen sahen sie die Treffer, die Onur einstecken musste. Auch dass Onur angezählt wurde, beeinflusste wohl das Urteil – dieser Eindruck musste entstehen, wenn man der Punktwertung folgte, die auf Monitoren angezeigt wurde. Dennoch bemühte sich Onur auch in den weiteren Runden, klare Treffer zu setzen. Während er in der zweiten Runde noch ein wenig zögerlich war, drehte er in der dritten richtig auf. Mit Haken und Schlagserien setzte er seinen Gegner unter Druck. Vor allem seine schlechte Deckung und die seine Passivität in der letzen Runde führten dazu, dass auch Onur einige Schläge kassierte. Dass der Kampf zugunsten des Regensburgers in der angegebenen Höhe gewertet wurde, überraschte die Steiner ein wenig. Dennoch kann Onur auf seinen Vizemeistertitel durchaus stolz sein, denn er hat sich gut präsentiert.

 

Für Sascha Arsumanjan hieß der Gegner Ensan Maudodi – der bereits gegen Ruslan geboxt hatte. Die beiden schenkten sich nichts. Sascha konnte schöne 1-2-Kombinationen bei seinem Gegner versenken und ihn ab und an im Seil stellen. Doch auch Sascha musste in paar Treffer einstecken, der mangelnden Deckung wegen. In der zweiten Runde ging der Steiner dann etwas überlegter zu Gange. Lauernd suchte er die Lücken und konnte so schöne Treffer an Kopf und Körper landen. Diesem Druck versucht den Haarener durch Klammern zu entgehen. Auch in den letzten beiden Runden konnte Sascha den Druck aufrechterhalten. Nennen wir sein Vorgehen einfach zurückhaltendes Stürmen. Trotz der klaren Treffer von Sascha, punkteten die Punktrichter zugunsten von Ensan Maudodi. Ein Urteil, das für alle Steiner nicht nachvollziehbar war. So heißt der neue Bayerische Vizemeister Sascha Arsumanjan.

 

Den letzten und den tragischsten Kampf dieses Wochenendes bestritt Marten Arsumanjan. Als sei ihm klar, dass man der Punktwertung nicht immer glauben kann, stürmte er von Anfang an los und setzte seinen Gegner Roman Harduk aus Haan gut unter Druck. 1-2-Kombionationen und schöne Kopftreffer – Marten zeigte sich von seiner besten Seite. Die Folge: ein Cut unter dem Auge von Roman Harduk. Auch in der zweiten Runde fightete Marten leidenschaftlich. Denn auch er hatte die Punktwertung gesehen, nach der er hinten lag. Ob Kopf oder Körper – nichts war vor Martens Schlägen sicher. Wann immer Roman Harduk versuchte Marten in die Ecke zu drängen, konnte der sich herauskämpfen. Ein spannender Kampf. Die Leidenschaft machte sich zunächst bezahlt: Marten konnte die Punktwertungen zu seinen Gunsten beeinflussen. Doch aus welchen Gründen auch immer – gegen Ende der zweiten Runde werteten die Punktrichter überraschend gegen Marten. Als der Ringrichter dann zu Beginn der letzten Runde den Kampf wegen Verletzung abbrach, jubelten Marten und viele Steiner zunächst. Doch bei Meisterschaften entscheidet im Falle eines RSC durch Verletzung der Punktestand - und der sprach unverständlicherweise gegen Marten, der dadurch „nur“ Vizemeister wurde.

 

Das Ergebnis dieses Wochenendes: vier dritte Plätze und vier Vizemeistertitel. Mit einem weinenden und mit einem lachenden Auge fuhren die Steiner an diesem Abend gen Heimat. Lachend, weil unsere Jungs sich insgesamt sehr gut präsentiert haben und gezeigt haben, welche Qualitäten in ihnen stecken. Mit einem weinenden, weil es traurig ist, wie die Träume junger Boxer durch nichtnachvollziehbare Punktwertungen zum Platzen gebracht wurden. Und doch: Bei der nächsten Veranstaltung werden die Boxer des TSV Stein wieder zeigen, was in ihnen steckt – und eindeutig siegen.